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The Ricochets - The Ghost Of Our Love (2003)
Cover Front Album
Artist/Composer The Ricochets
Length 40:30
Format CD
Genre Rock
Label White Jazz Records
Index 565
Collection Status In Collection
Packaging Promo
Track List
01 The Ghost of Our Love 04:18
02 Nobody Around 03:44
03 Come Around Over 03:23
04 Pick Up The Phone 04:42
05 I Know You're Gonna Leave Me 03:26
06 Cheater At Heart 05:33
07 Red Lights 01:27
08 Depressive Side of Town 05:32
09 Bad Shape 04:11
10 Guess It's Time 04:14
Personal Details
Price 0,00 €
Rating 70%
Location Promo-Schachtel
Details
Rare No
Sound Stereo
Extras Promo
Notes
http://www.wallsoffire.de/Reviews/show_review.php3?kritik_id=2917

Wo kann man ansetzen, wenn ein Album so vollkommen erscheint, dass jeder Versuch, es zu beschreiben, von vorneherein zum Scheitern verurteilt scheint? Die norwegischen Ricochets jedenfalls haben es geschafft, mich mit „The ghost of our love“ vollkommen vom sprichwörtlichen Hocker zu fegen. Was die Plattenfirma zwar schwammig, aber zutreffend als „Rock’n’Roll at it’s most genuine and best“ beschreibt, widersetzt sich erfolgreich jeder näheren Kategorisierung.

Eines sind die Ricochets aber ganz sicher mal nicht: modern. Daneben aber machen sie der Bedeutung ihres Namens alle Ehre (ricochet = Querschläger) und streifen auf „The ghost of our love“ einen ganzen Haufen Stile, die zum Großteil wenigstens eine Verwurzelung in den 60er Jahren gemein haben. Am Anfang steht langsamer, schwerfälliger, verschwitzt-hitziger Blues in reinster Form mit leidenschaftlichem Gesang und göttlicher Orgel – vom Wallungsfaktor in niedrigen Körperregionen durchaus mit Led Zeppelins „Since I’ve been loving you“ vergleichbar. Wenn jemand bemängelt, dass ein langsamer Blues als Opener vielleicht nicht unbedingt erste Wahl sein sollte, dann gähne ich und sage: „ach was“.

Flotteren Takt schlägt dann „Nobody around“ an, hier klingeln die Doors bei fast jeder Note mit. Der Refrain fast ein Gassenhauer, der Song voll kochendem Groove – auch göttlich. Die Doors standen wohl auch beim folgenden „Come around over“ ebenso wie bei „Pick up the phone“ – und hier eigentlich ganz besonders – Pate. Besonders die wunderbare, melodische Gitarren- und Orgelarbeit setzen hier neben dem Gesang Akzente. „I know you’re gonna leave me“ dagegen beginnt als langsame Bar-Jazz-Nummer. Nur Klavierbegleitung als Intro, danach mündet der Song in fast Musical-artig anmutende Bombast-Regionen. Ganz großes Kino.

Zu schade, dass jetzt bereits die Hälfte des Albums vorbei ist. Die bis jetzt entstandene Begeisterung flacht allerdings keineswegs ab. Stilistisch fallen in der zweiten Hälfte besonders positiv die heiße „Surf’n’Jazz“-Nummer mit TexMexAnstrich „Depressive side of town“, das genitale, an Ray Charles und „Hit the road Jack“ erinnernde „Bad shape“ sowie „Guess it’s time“ in urwüchsigem Rhythmn’n’Blues-Gewand auf.

Die Produktion des Ganzen klingt wunderbar alt(modisch) und kommt glasklar und gleichzeitig mit fast Vinyl-artig warmen Bässen und charmant kratzigen Höhen daher, was hervorragend zur Musik passt.

Wie der Albumtitel schon verrät, ist „The ghost of our love“ eine Art Konzeptalbum mit lose zusammenhängenden Songs über verlorene Liebe, daher darf man sich über einen melancholischen, teils sogar aggressiv-depressiven Unterton in den Texten nicht wundern.


„The ghost of our love“ macht süchtig. Die knapp vierzig Minuten rauschen vorbei wie nix, und nichts liegt danach näher, als einfach noch einmal einzutauchen in diese CD gewordene Göttergabe. Schon lange hat mich kein Album mehr ähnlich begeistert, daher ergeht auch folgender Befehl: kaufen! Verzückt zücke ich jedenfalls die Höchstnote und gebe der Plattenfirma ganz recht, wenn sie da schreibt: „Rock’n’Roll at it’s most genuine and best“.

Autor: [Autistic Cucoo]