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Deep Purple - Deep Purple (1969)
Cover Front Album
Artist/Composer Deep Purple
Length 55:52
Format LP
Genre Progressive Rock; Rock
Label Harvest
Collection Status In Collection
Packaging LP
Musicians
Guitar Ritchie Blackmore
Organ Jon Lord
Drums Ian Paice
Bass Nick Simper
Vocals Rod Evans
Credits
Producer Derek Lawrence
Engineer Barry Ainsworth
Artwork Hieronymus Bosch
Track List
01 Chasing shadows 0 05:31
02 Blind 0 05:22
03 Lalena 0 05:01
04 Fault line 0 05:30
05 The painter 0 04:56
06 Why didn't Rosemary? 0 05:30
07 Bird has flown 0 11:52
08 April 0 12:10
Personal Details
Price 0,00 €
Location Plattenschrank
Links Classic Review @ Walls of Fire
Details
Rare No
Country United Kingdom
Sound Stereo
Notes
Auch wenn für viele erst „Deep Purple in Rock“ der legendären MKII-Besetzung den eigentlichen Beginn der Geschichte Deep Purples darstellt, hatte die 1968 gegründete Band in der Originalbesetzung musikalisch auch etwas zu sagen. Gitarrist Ritchie Blackmore, Sänger Rod Evans, Bassist Nick Simper, Schlagzeuger Ian Paice und Keyboarder Jon Lord spielten damals nur in einer ganz anderen Liga.

Anfang 1969 erscheint „Deep Purple“, das dritte Album der Band. Ein Hieronymus Bosch-Cover und acht Songs, die sich ausnahmslos im Bereich von fünf Minuten aufhalten und in zwei Fällen („Bird has flown“ sowie „April“) auch die Marke von zehn Minuten sprengen. Nach der eher poppigen Anfangsphase, die mit „Hush“ schon einen veritablen Single-Hit bieten konnte, sind die musikalischen Anführer Blackmore und Lord dabei, den Horizont der Band noch weiter auszudehnen.

Zusammen mit der großartigen Percussion und der perkussiv eingesetzten Hammond-Orgel erzeugt „Chasing shadows“ eine tolle, entfernt auch an Santana erinnernde „Tribal“-Atmosphäre. Klassisch angehauchte Cembalo-Klänge in einem Blues-Korsett mit nervöser, solo-hafter, break-durchzogener Schlagzeugarbeit („Blind“), ein jazzig/bluesiges Donovan-Cover („Lalena“) mit gewohnt hervorragendem Hammond-Solo, höchst psychedelische Klänge erzeugt durch rückwärts abgespielte Drums und Orgel und flirrende Gitarren („Fault line“), an die sich zum ersten Mal auf dem Album vertrautere Purple-Klänge anschließen („The Painter“). ‚Progressive Blues’ („Why didn’t Rosemary?“), Wah-Wah-infizierte Gitarren („Bird has flown“) und schließlich das soundtrack-hafte, epische, aus drei Suiten bestehende „April“, das mit Orchester- und Chorbeteiligung noch einmal Lords klassische Ambitionen aufgreift, die gerade mal ein Jahr später im monumentalen „Concerto for group and orchestra“ gipfeln sollten.

Der Weg, den Deep Purple auf dieser Scheibe andeuten, hätte ein interessanter werden können. Die Band hätte das Zeug gehabt, aus dem kochenden Prog-Underground Englands in höchste Höhen aufzusteigen, um es sich neben Namen wie Genesis oder Emerson Lake & Palmer gemütlich zu machen. Natürlich kann niemand wirklich traurig sein, dass mit Beginn der MKII-Phase und „Deep Purple in Rock“ 1970 eben nicht im progressiven, sondern im Hard Rock Geschichte geschrieben wurde. Dennoch: die Frühphase sollte nicht verschmäht werden und ist immer noch eine Entdeckung wert.

„Deep Purple“ ist eine Sternstunde des progressiven Rocks der ausgehenden 60er Jahre und kann sich in seiner Eigenständigkeit und musikalischen Raffinesse neben den Frühwerken von Pink Floyd, Genesis, Yes oder Wishbone Ash nicht nur behaupten – konsequenterweise sollte man Deep Purple in dieselbe Liga einordnen. Das Album ist unverdienterweise etwas in Vergessenheit geraten und hätte es verdient, von Anhängern progressiver Klänge jeglicher Couleur wiederentdeckt zu werden.

Zu den wenigen modernen Gruppen, die ähnlich locker einen doch eigentlich gar nicht so gewagten Balanceakt zwischen allen Schubladen schaffen, gehören Pain of Salvation. Als Genregrenzen nicht zählten und noch nicht einmal richtig etabliert waren, ging eine Band wie Deep Purple mit einer Unbekümmertheit und Frische an ihr Schaffen heran, von der sich die meisten jüngeren und jungen Prog-Bands eine große Scheibe abschneiden sollten. Schon deswegen gehört das Frühwerk von Deep Purple – mindestens durch diese Scheibe vertreten – in jede gut sortierte Sammlung.

Autor: [Autistic Cucoo]